Rahel Goetsch & Thuy Tien Nguyen
Odyssey of the Everyday
Die Duo-Ausstellung Odyssey of the Everyday von Rahel Goetsch und Thuy Tien Nguyen widmet sich dem Thema des Alltags – dem, was uns immer umgibt und oft unbemerkt bleibt. ‘Odyssee’ ist der Titel des homerischen Epos, das die Irrfahrten und die Heimkehr des griechischen Sagenhelden Odysseus beschreibt und in der übertragenen Bedeutung ‘lange, abenteuerliche Irrfahrt’ bedeutet. Dabei bezieht sich die Ausstellung nicht auf das Werk an sich, sondern auf die damit beschriebenen Irrfahrten des Alltags. Während Goetsch ihre Umgebung absorbiert und diese in poetische und rätselhaft anmutende Zeichnungen und Holzschnitte übersetzt, greift Nguyen ebenfalls auf ihr Umfeld zurück und lässt diese mittels Sound und Objekten im Raum erfahrbar machen, wobei sie auf explizite Erinnerungen zugreift und diese thematisiert.
Die vermeintliche Kontinuität der Tage zerspringt an den ausgestellten Arbeiten. Zeit ist nicht linear erfahrbar, sondern ist immer ein Gespann aus Erinnerungen, Erfahrungen, Emotionen, Verletzungen, Wünschen und Träumen. Die Verwertung der eigenen und äußeren Zeitlichkeit ist in der Ausstellung von zentralem Interesse. Wie überhaupt können Tage, Stunden, Minuten greifbar, verständlich und zugänglich gemacht werden? Wie navigieren wir durch das sogenannte Leben und teilen unsere Erfahrungen und Erinnerungen?
Im Mittelpunkt der Praxis von Rahel Goetsch steht die beharrliche Auseinandersetzung mit der Linie, die mal figurativ, mal abstrakt oder gar als geschriebenes Wort in Erscheinung tritt. In Form und Farbe setzt sich die Linie jedoch frei und bahnt sich auf unterschiedlichen Bildträgern ihren Weg auf Papier, Holz oder Metall. Der Strich gibt oder nimmt weg. Auf dem Papier wird etwas hinzugefügt, auf dem Holz hingegen wird das Material abgetragen. Dabei changieren die Bildelemente immer wieder zwischen figurativer Annäherung und Abstraktion. Die minimalistische Bildsprache trägt das Werk hinein in explizite und implizite Welten.
Vernissage
Do. 21.11. | 19 Uhr
Einlass ab 18 Uhr
Einführung
Theresa Weise & Lilian Weise-Halex
[Städel Museum & Encourageventures e.V.]
Vino
cooks & wines
Die Künstlerinnen sind anwesend.
Der Eintritt ist frei.
Finissage
05.12.2024, 18 Uhr
Zeitraum der Ausstellung
22.11. – 05.12.2024
Öffnungszeiten
Samstag & Sonntag, 14 – 19 Uhr
Individuelle Termine auf Anfrage
Ausstellung
In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit individuellen und kollektiven Erinnerungen greift Thuy Tien Nguyen auf eine Vielfalt an Materialien zurück, die sie in ihrer multimedialen Praxis einsetzt. Ob Zucker, Tinte, Schaumstoff, Metall, Sound oder Performance – ihre Materialwahl ist stets überraschend und zugleich treffend. Dabei nähert sie sich sowohl persönlichen Erfahrungen als auch universellen Themen wie Heimat, Disziplin und Erinnerung an, oft inspiriert durch ihre Kindheit in Hanoi. Die räumliche Präsenz ihrer Werke spielt eine zentrale Rolle, denn ihre Arbeiten reagieren stets auf die sie umgebende Umwelt. Diese doppelte Bezugnahme auf das Außen – sowohl im Werk selbst als auch im Raum – verhandelt Themen aus der Vergangenheit und spiegelt zugleich das Hier und Jetzt wider.
Die beiden Künstlerinnen präsentieren ihre Werke erstmals gemeinsam in Deutschland und schaffen dabei einen spannenden Dialog zwischen intro- und extrospektiven Themen. Ihre künstlerischen Ansätze verbinden das Innere, Persönliche und Subjektive mit einem Blick nach außen, der gesellschaftliche und kollektive Erfahrungen reflektiert. Durch diese Gegenüberstellung entsteht eine kraftvolle Wechselwirkung, die das Spannungsfeld zwischen persönlicher Innenwelt und äußeren Realitäten auf poetische und vielschichtige Weise beleuchtet.
Künstlerinnen
Rahel Goetsch
Als präzise und subtile Beobachterin ihrer Umgebung eröffnet Rahel Goetsch (*1993 in Oldenburg, Deutschland) mit teils figurativen, teils abstrakten Arbeiten alternative Sichtweisen auf die (Um-)Welt. In den groß- und kleinformatigen Zeichnungen, Holzschnitten und Installationen der in Berlin lebenden Künstlerin ist die Linie der Ausgangspunkt ihrer Werke. Die Linien können dabei vielfältig in Erscheinung treten: bildbestimmend oder bilddienend, klar definiert oder flächig. Über all dem steht ein poetischer Zugang zur Welt, den die Künstlerin durch rätselhafte Bildsprachen übermittelt.
Goetsch studierte an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in der Klasse von Prof. Judith Hopf sowie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 2023 erhielt sie den 26. Bundespreis für Kunststudierende und 2024 den Förderpreis der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem im Landesmuseum Oldenburg (2024), im House of Spouse, Wien (2024), und in der Bundeskunsthalle, Bonn (2023)
Thuy Tien Nguyen
Thuy Tien Nguyen (*1993 in Hanoi, Vietnam) ist eine in Frankfurt und Hanoi lebende Künstlerin, deren multimediales Werk persönliche und kollektive Erinnerungen miteinander verwebt und deren Wandel im Laufe der Zeit untersucht. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie mit Installationen, Objekten, Sound, Fotografie sowie Performance, wobei sie immer auf die Räume, in denen sie ausstellt, reagiert. Jüngst setzte sie sich intensiv mit den Konzepten von Heimat und Disziplin auseinander.
Sie studierte bis 2024 an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in der Klasse von Haegue Yang. Sie steht auf der Shortlist für den Young Generation Art Award von Monopol (2024). Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (2024), bei Nova Contemporary, Bangkok (2023), auf der Documenta 15, Kassel (2022) und im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden e.V., Wiesbaden (2021).